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Trinkgeld in Deutschland: Wie viel ist angemessen (+Rechner)

Ob im Café, Restaurant oder beim Friseur – es ist üblich, dass wir Trinkgeld geben, wenn wir mit dem Service zufrieden sind. Bei der Entscheidung, wie viel Trinkgeld wir zahlen möchten, verlassen wir uns häufig auf unser Bauchgefühl. Trotzdem kennt jeder von uns das Gefühl, entweder zu viel oder noch schlimmer – zu wenig bezahlt zu haben. Dabei gibt es einfache Daumenregeln, mit denen du berechnen kannst, wie viel Trinkgeld angemessen ist.

Im nachfolgenden Beitrag zeigen wir euch, wie viel Trinkgeld in Deutschland üblich ist und worauf man achten sollte.

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Trinkgeld Rechner: So viel Trinkgeld ist in Deutschland angemessen

Um dir die Berechnung des Trinkgeldes zu erleichtern, haben wir im Team einen Trinkgeld Rechner entwickelt. Trage einfach die Rechnungssumme ein, wähle einen Prozentsatz (je nach Zufriedenheit) und finde heraus, wie viel Trinkgeld angemessen ist.

Bedenke, dass es sich hierbei nur um eine Empfehlung handelt. Wie viel Trinkgeld du am Ende zahlst, hängt von dir ab. Studenten verfügen beispielsweise über eine geringere Zahlungskraft als Anwälte aus Großkanzleien. Trinkgeld ist freiwillig.

Statistik: Wie viel Trinkgeld gibt man in Deutschland?

In Deutschland gelten zwischen 5 und 10 Prozent des Gesamtbetrages als angemessenes Trinkgeld. Wenn du also im Café 7,80 Euro für dein Frühstück zahlen musst, dann solltest du zwischen 0,40 und 0,80 Cent Trinkgeld einplanen. 

Mehr geht natürlich immer – weniger kann sogar einen negativen Eindruck hinterlassen, da Trinkgeld in bestimmten Branchen, wie beispielsweise in der Gastronomie, quasi zum Fairplay gehört.

In der nachfolgenden Tabelle haben wir für euch das übliche Trinkgeld in Prozent in Deutschland (nach Branche sortiert) zusammengefasst:

Ort Trinkgeld
Restaurant 10 Prozent
Hotel 2-5 Euro pro Tag
Taxi 10 Prozent
Friseur 10 Prozent
Handwerker 7 - 10 Prozent
Postbote 1 - 25 Euro
Umzugshelfer 10 - 25 Euro pro Tag

Trinkgeld im Restaurant

Servicekräfte in der Gastronomie sind aufgrund des niedrigen Grundlohns in der Branche häufig auf Trinkgelder angewiesen. Der monatliche Durchschnittslohn eines Kellners liegt bei ca. 1.800 – 2.000 Euro, was einem Stundenlohn von 9,00 – 12,00 Euro liegt. Einem Kellner, der z.B. Steuerklasse IV zugehörig ist, bleibt am Ende des Monats ein Nettolohn von knapp 1.500 Euro, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.

In Deutschland erhalten Servicekräfte ein Trinkgeld von etwa 10 Prozent des Gesamtbetrages. 

Beträgt die Rechnung mehrere Hundert Euro, sind auch 5 Prozent legitim. Musst du bei der Pizzeria z.B. 93,10 Euro, ist eine Aufrundung auf 100 Euro absolut  in Ordnung – auch wenn du unter 10 Prozent bleibst (102,41 Euro wäre eigentlicher Betrag inkl. Trinkgeld). 

Denk dran: Bist du mit dem Service nicht zufrieden gewesen, musst du auch gar kein Trinkgeld zahlen. Es handelt sich um eine freiwillige Leistung. Laut einer Studie von YouGov liegt das durchschnittliche Trinkgeld bei einer Restaurantrechnung von 50 Euro zwischen 2 und 5 Euro.

Trinkgeld beim Friseur

Auch beim Friseur gilt die 10-Prozent-Regel. Bist du mit dem Service und dem Haarschnitt zufrieden, zahlst du bei einer Rechnungssumme von 20 Euro beispielsweise 22 Euro. Auch Friseure – gerade kleine Betriebe – sind teilweise abhängig von Trinkgeldern. Erst ab dem 01.10.2022 wurde der Mindestlohn auf 12,00 Euro angehoben. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 150 Stunden im Monat entspricht das einem Bruttolohn von 1.800 Euro. 

In Deutschland macht das Trinkgeld ca. 15 Prozent vom Gehalt der Friseure aus. Bei Auszubildenden liegt der Trinkgeldanteil sogar bei über 25 Prozent. Die Daten zeigen, wie groß die Abhängigkeit von bestimmten Berufe in Bezug auf Trinkgeldzahlungen ist.

Trinkgeld im Hotel

Im Hotel gelten – abgesehen vom hauseigenen Restaurant – abweichende Konventionen. Im Restaurant gilt weiterhin, dass bei gutem Service bis zu 10 Prozent Trinkgeld gezahlt werden kann. Kofferträger (oder Bagagisten) erhalten pro Kofferstück zwischen 1 und 2 Euro an Trinkgeld. Der Zimmerservice erhält zwischen 2-3 Euro pro Tag.

Das Bruttomonatseinkommen von Hotelfachleuten ohne Sonderzahlungen liegt bei durchschnittlich 1.801 Euro (bei einer 38-Stunden-Woche). Die Hälfte der Mitarbeiter erhält weniger als 1.636 Euro. Je nach Bundesland sind Abweichungen nach oben und unten möglich. Im Osten ist das Gehaltsniveau am niedrigsten.

Trinkgeld im Taxi

Taxifahrer erhalten zwischen 5 und 10 Prozent Trinkgeld. Zahlst du mit Kreditkarte, ist es ratsam, Trinkgeld in Bar zu geben. So vermeidest du, dass das Taxiunternehmen das Trinkgeld nicht an den Fahrer auszahlt.

Wann sollte man in Deutschland kein Trinkgeld geben?

Trinkgeld ist eine freiwillige Leistung. Du hast demnach keine Verpflichtung, z.B. im Restaurant ein Trinkgeld zu geben. Dennoch ist es quasi eine Form von Fairplay, bestimmten Menschen, die eine persönliche Dienstleistung erbringen (Friseur, Kellner etc.) ein Trinkgeld zu zahlen.

Es gibt jedoch auch Berufe, bei denen die Zahlung von Trinkgeld unüblich ist. Postmitarbeiter oder die Müllabfuhr erbringt eine regelmäßige Dienstleistung. In diesen Branchen gehören Trinkgelder eher zur Ausnahme. 

Anderen Berufsgruppen ist die Annahme von Trinkgeld sogar untersagt – z.B. öffentliche Amtsträger wie Richter oder Beamte. Geringwertige Sachgeschenke bis zu 25 Euro sind jedoch in Ordnung, sofern sie genehmigt worden sind.

Wem gehört das Trinkgeld?

Das Trinkgeld gehört den Beschäftigten, die es aufgrund ihrer guten Leistung verdient haben. Die Modelle zur Verteilung von Trinkgeldern können je nach Betrieb jedoch variieren. Hier einmal ein paar Beispiele:

  • Jeder Mitarbeiter behält das Trinkgeld, was er/sie während der Arbeitszeit erhalten hat
  • Mitarbeiter zahlen das Trinkgeld in eine Gemeinschaftskasse ein, die am Monatsende auf alle Mitarbeiter gleichmäßig verteilt wird
  • Das Trinkgeld landet in einer Kasse, die zum Schichtende an alle Mitarbeiter der gleichen Schicht verteilt wird. In diesem Modell wird z.B. auch das Küchenpersonal im Restaurant für die Zufriedenheit der Kunden belohnt.

In der Gewerbeordnung ist eindeutig geregelt, dass “Trinkgeld ein Geldbetrag ist, den ein Dritter dem Arbeitnehmer gibt, ohne dass dafür eine bestimmte Leistung erbracht wird.“ Damit ist klar, dass das Trinkgeld nichts mit der im Arbeitsvertrag geregelten Vergütung zu tun hat. Es darf somit auch nicht dem Mindestlohn angerechnet werden.

Kann der Chef das Trinkgeld behalten?

Arbeitnehmer sind verpflichtet, Trinkgelder, die in einer Kasse gesammelt werden, an ihre Mitarbeiter zu verteilen. Diese haben sogar einen Auskunftsanspruch und dürfen erfahren, wie viel Geld in der Kasse ist. Arbeitgeber dürfen zudem nicht verlangen, dass Mitarbeiter ihre Trinkgelder in eine Gemeinschaftskasse einzahlen.

Muss Trinkgeld versteuert werden?

Ob Trinkgeld steuerfrei ist, wird in § 3 Nummer 51 des Einkommensteuergesetzes (EStG) geregelt: Voraussetzung für die steuerliche Befreiung ist, dass:

  • Das Trinkgeld wird freiwillig von einer dritten Person (Kunden) zusätzlich zur regulären Vergütung gezahlt.
  • Es darf kein rechtlicher Anspruch zur Zahlung von Trinkgeld bestehen.

Arbeitest du in einem Hotel oder in der Gastronomie, musst du dein Trinkgeld nicht versteuern. Bei Selbstständigen oder Freelancern ist die Situation anders zu bewerten: Boni müssen versteuert werden – und abhängig davon, ob sie z.B. in Bar gezahlt werden.

Wann ist Trinkgeld steuerpflichtig?

Trinkgeld ist dann steuerpflichtig, wenn ein Rechtsanspruch auf dessen Zahlung besteht. In der Gastronomie, beim Friseur oder im Hotel ist das nur selten der Fall.  Problematisch wird es dann , wenn in den Getränke- oder Speisekarten steht, dass Trinkgeld bereits in den Preisen enthalten ist. In diesem Fall handelt es sich nicht mehr um eine freiwillige Leistung. 

Führt das Finanzamt eine Betriebsprüfung durch, werden im Normalfall hohe Nachzahlungen fällig. Da das Finanzamt den offenen Betrag schätzen muss, kann dieser sogar “zu hoch” ausfallen im Verhältnis zum tatsächlich gezahlten Trinkgeld. Diese Regelung ist vielen Gastronomen nicht geläufig.

Trinkgeld im Ausland: An diesen Zahlen kannst du dich orientieren

Andere Länder, andere Sitten – sind in Deutschland 15 Prozent Trinkgeld bereits als spendabel anzusehen, ist das in den USA beispielsweise das absolute Minimum. In vielen Ländern gelten abweichende Mindestlohnstandards, sodass Servicekräfte von der Bezahlung eines entsprechenden Trinkgeldes abhängig sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. 

In den USA erhalten Kellner in bestimmten Regionen z.B. einen fixen Stundenlohn von maximal 3 US-Dollar. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 6 Stunden pro Tag und 5 Arbeitstagen pro Woche entspricht das einem Monatslohn von 360 Euro ohne Trinkgeld. Das Trinkgeld wird in den USA bereits mit dem zu erwartenden Trinkgeld verrechnet. 

Für alle, die in die USA oder nach Großbritannien (England, Schottland, Wales und Irland) reisen möchten, haben wir noch einen wichtigen Hinweis: Das Trinkgeld wird gerade bei größeren Gruppen oft schon in der Rechnung berücksichtigt. Achtet also darauf, dass ihr nicht doppelt bezahlt.

Wir haben im Team eine umfangreiche Recherche durchgeführt und fassen euch die Ergebnisse in der folgenden Tabelle zusammen. Finde heraus, wie viel Trinkgeld in welchem Land angemessen ist.

Land Anteil des Rechnungsbetrags Trinkgeld bei einer 100 Euro Rechnung
Niederlande 5 bis 10 Prozent 5 bis 10 Euro
Frankreich 15 Prozent (wird oft bereits als “pourboire” automatisch in der Rechnung berücksichtigt) 15 Euro
UK & Irland 10 - 15 Prozent (Trinkgeld wird oft bereits in Rechnung eingerechnet) 10 bis 15 Euro
Italien Meistens ist Trinkgeld unüblich, da bereits im “coperto” aufgeführt. Bis zu 10 Prozent werden jedoch gerne gesehen. 0 - 10 Euro
Griechenland 10 Prozent 10 Euro
Polen 10 Prozent 10 Euro
Spanien 10 Prozent 10 Euro
Portugal 10 Prozent 10 Euro
Türkei 10 - 15 Prozent (Wer kein Trinkgeld zahlt, gilt hier als unhöflich) 10 bis 15 Euro
USA Mindestens 15 Prozent Mindestens 15 Euro
China & Japan Trinkgeld wird als “unnötig” angesehen, da Mitarbeiter bereits Gehalt erhalten. -

Die Zahlen basieren auf Erfahrungswerten und Daten aus 7 repräsentativen Umfragen, die wir finden konnten. Es besteht keine Pflicht zur Zahlung von Trinkgeld, gehört in vielen Ländern jedoch zur Kultur.

FAQ - Trinkgeld in Deutschland

Bei 100 Euro ist ein Trinkgeld zwischen 5 und 10 Euro angemessen. Je höher der Betrag, desto niedriger darf das Trinkgeld in Prozent ausfallen.

In Deutschland hat sich die 10-Prozent-Regel etabliert. Als Kunde zahlst du je nach Zufriedenheit bis zu 10 Prozent Trinkgeld. Bei einer Rechnungssumme von 50 Euro, sind z.B. 5 Euro Trinkgeld angemessen.

Nur dann, wenn es steuerpflichtig ist. Prinzipiell ist Trinkgeld eine freiwillige Leistung, die von Kunden zusätzlich zur regulären Vergütung erbracht wird. Ist Trinkgeld bereits in den Preisen enthalten, dann muss dieses auch versteuert werden, da keine Freiwilligkeit mehr vorliegt.

Absolut. Trinkgeld ist eine freiwillige Leistung. Beachte jedoch, dass viele Angestellte auf Trinkgeld angewiesen sind, da sie ansonsten nur den gesetzlichen Mindestlohn erhalten.

Es existieren bis dato keine gesetzlichen Obergrenzen für die Zahlung von Trinkgeld. Du darfst so viel Trinkgeld annehmen, wie du möchtest und musst dieses im Normalfall auch nicht versteuern.

Über den Autor
Carlos

Co-Founder von Finantio

Carlos arbeitete nach seinem Wirtschaftsstudium in Frankfurt in der Strategieberatung und bei verschiedenen Fintechs im Marketing & als Produktmanager. Dort sammelte er Erfahrung in der Finanzwelt, die er heute bei Finantio teilt.

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