- Beitrag von Redaktion Finantio
Drogen, Waffen und Bitcoin – eine Analyse von über 100.000 Darknet Transaktionen
Keine Woche vergeht in der das Darknet nicht in die Schlagzeilen gerät. So soll die massenhafte Veröffentlichung privater Daten von Politikern und Prominenten zum Teil von Zugangsdaten aus dem Darknet stammen. Dort hat sich auch der Amokläufer von München seine Tatwaffe besorgt.
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Es ist der Ort, an dem man alles bekommt, was das kriminelle Herz begehrt — von Drogen und Waffen bis hin zu gestohlenen Kreditkartendaten und Pässen. Was ist das für eine digitale Schattenwelt?
Um einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen, haben wir uns insgesamt 109.686 Transaktionen auf dem ehemaligen Darknet-Marktplatz Agora angeschaut. Agora war ein Tor-Netzwerk Marktplatz, auf dem ausschließlich die Kryptowährung Bitcoin als Zahlungsmittel zum Einsatz kam. Nachdem Agora seit dem Fall des Konkurrenten Evolution im März 2015 der mit Abstand größte Darknet-Markt gewesen war, wurde die Plattform im September 2015 vom Betreiber offline genommen.
Die Rohdaten entstammen der Website kaggle.com und wurden für die Studie aufbereitet.
Drogen am häufigsten bestellt
Drogen waren mit 85 % aller Transaktionen die am häufigsten gehandelten Produkte, gefolgt – weit abgeschlagen – von Dienstleistungen (z.B. Hacking und Geld) mit 2,4% und Fälschungen (z.B. Uhren) mit 2,2%. Chemikalien und Schmuck wurden nur selten auf Agora gehandelt.
Einen interessanten Einblick gewährt unteranderem die Anzahl an Verkäufen nach Subkategorie. In der Kategorie Drogen wurde Cannabis am häufigsten beim Darknet-Dealer bestellt. Ectasy und Stimulanzien (ein Sammelbegriff für psychoaktive Substanzen, die anregend auf den Organismus wirken) waren weitere beliebte Drogenprodukte.
Eine weitere Untergliederung zeigt, dass Weed (Cannabis, 21.271 Transkationen), Pillen (Ectasy, 7.533) sowie MDMA (Ecstasy, 6.116), Kokain (Stimulanzien, 6.007) sowie Arzneimittel die Top 5 Liste der meistgekauften Produkte anführen.
Der Datensatz gab zudem den Preis für jeden angeboteten Artikel in Bitcoin an. Um Preisdaten für Artikel in Euro zu erhalten, wurden Bitcoin-Preise in Euro umgerechnet (siehe Methodologie für Umrechnung). Dies ermöglicht uns, die insgesamt erzielten Umsätze auf Agora zu ermitteln.
Entsprechend der Verkaufsmenge erzielten Drogen die höchsten Umsätze. Insgesamt wurden auf Agora Drogen im Wert von ungefähr 155 Millionen € umgeschlagen. Illegale Dienstleistugnen schafften es auf einem Wert von ungefähr 3.1 Millionen €.
Waffen für 292 €, E-Books für 1,7€
Waffen waren mit 292 € im Median die mit am teuersten gehandelten Produkte auf dem Marktplatz. Drogen mit 146 € und Eletronikzubehör mit 128 € waren schon etwas günstiger zu haben. Daten (9,2 €), Informationen (8,1 €) und Ebooks (1,7 €) waren regelrechte Schnäppchen.
In der Sub-Kategorie Drogen gab es erhebliche Preisunterschiede: Ecstasy sowie Research Chemicals (kurz RC´s, früher Designerdrogen genannt) erzielten hohe Marktpreise. Im Gegensatz dazu waren Arzneimittel und Mittel für den Gewichtsverlust mit ungefähr 73 € wesentlich günstiger vom Darknet-Händler zu haben.
Darknet-Entrepreneure
Wie viel kann ein Darknet-Verkäufer ungefähr mit seinen illegalen Aktivitäten verdienen? Der Top-Verdiener unter den Agora-Verkäufern war mssource, mit Umsätzen von ungefähr 717.000 € im Zeitraum von 2014-2015. Dahinter folgen XtandMD und HollandDutch mit jeweils 419.000 € und 409.000 €.
Die Daten zeigen zudem, dass die Darknet-Entrepreneure vornehmlich höherpreisige Produktepaletten vertrieben haben: Beispielsweise hat FreshOffTheBoat durschnittlich Waren im Wert von 3.700 € verkauft. Trotz der geringen Verkaufsmenge von 45 Einheiten haben sich Umsätze von insgesamt 167.000 € akkumuliert.
Welches Land ist Darknet-Exportweltmeister?
Darknet-Verkäufer aus den Vereinigten Staaten haben insgesamt 34.000 Waren im Zeitraum von 2014-2015 versandt. Großbritannien mit 10.000 Transaktionen und Australien mit 8.800 folgen jeweils auf Platz 2 und 3.
Deutschland landet mit 8.000 registrierten Verkäufen auf Platz 4 der größten Darknet-Exportländer.
Methodologie
Es wurden historische Bitcoinkurse zwischen dem 31.12.2013 und 1.1.2016 herangezogen und ein Mittelwert (320 € pro Bitcoin) ermittelt, um Preise in Euro umzurechnen.
Für den Großteil der Preis-Berechnungen haben wir den Median (oder Zentralwert) verwendet. Traditionell ist der Mittelwert eine beliebte Messung des Mittelpunkts eines Zahlensatzes, aber er hat den Nachteil, dass er von einzelnen Werten beeinflusst wird, die viel höher oder niedriger als der Rest der Werte liegen. In solchen Fällen bietet sich der Median als Alternative zum Mittelwert an. Eine wichtige Eigenschaft des Medians ist die Robustheit gegenüber Ausreißern.
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