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Notgroschen: Wie hoch sollte deine Absicherung sein?

Wusstest du, dass knapp ein Drittel der Deutschen keine spontanen Ausgaben von mehr als 1.150 Euro tätigen können? Ein Notgroschen sieht nicht nur gut auf dem Kontoauszug aus – er sorgt für finanzielle Entspannung und finanziert in schwierigen Phasen deinen Lebensunterhalt. 

Im nachfolgenden Beitrag lernst du, wie hoch dein Notgroschen sein sollte und welche Fehler du beim Aufbau vermeiden solltest.

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Was ist der Notgroschen?

Mit dem Notgroschen sind Rücklagen gemeint, die dazu dienen, finanziell schwierige Phasen abzufedern. Es ist niemals ausgeschlossen, dass du plötzlich deinen Job verlierst, einen schweren Unfall hast oder dein Handy kaputt geht. 

Jede der soeben genannten Situationen ist mit einer Schwächung deiner Finanzlage verbunden. Ohne Gehalt musst du trotzdem deine Lebenshaltungskosten decken. Und bei einem Unfall oder einer plötzlichen Renovierung musst du plötzlich einen hohen Betrag bezahlen, der dein monatliches Nettoeinkommen weitaus übersteigt.

Dein Notgroschen sorgt dafür, dass du solche Phasen sorgenfrei überstehst. Diese Rücklagen kompensieren die finanziellen Einschnitte und sorgen dafür, dass du deinen Lifestyle zumindest weitestgehend erhalten kannst.

Der Notgroschen befindet sich meistens auf folgenden Konten: 

  • Tagesgeldkonto
  • Sparbuch
  • ein zweites Girokonto

Es ist ratsam, seinen Notgroschen auf einem Bankkonto zu parken, das nicht in täglichen Gebrauch ist, um hier eine klare Trennung zu haben. 

Dein Notgroschen verfolgt nämlich nur dem Zweck, dich abzusichern – deinen üblichen Konsum solltest du mit dem Geld auf deinem Girokonto decken.

Info: Solltest du deinen Notgroschen anlegen?

Dein Notgroschen ist da, um dich vor kurzfristigen finanziellen Einbrüchen zu schützen. Das kann dann der Fall sein, wenn z.B. dein Auto eine dringende Reparatur benötigt oder du plötzlich einen neuen Kühlschrank brauchst. Ohne Rücklagen musst du dir Geld leihen – und das kann im Zweifel ziemlich teuer werden.

Aus dem Grund empfehlen wir dir, deinen Notgroschen auf einem sicheren Bankkonto zu parken. 

Dort erhältst du zwar keinen Inflationsschutz, hast aber eine hohe Verfügbarkeit. Am Aktienmarkt haben deine Rücklagen nichts verloren. Dort riskierst du diese bei einem Markteinbruch gerade dann zu verlieren, wenn du das Geld am dringendsten brauchst.

Warum ist der Notgroschen so wichtig?

Du kannst nicht wissen, was morgen passiert. Die finanzielle Situation deines Unternehmens kann jederzeit umschwenken, sollte ein Großkunde kündigen. Sparmaßnahmen in schwierigen Zeiten können dazu führen, dass du dich plötzlich auf Jobsuche begeben musst.

Es sind zahlreiche Situationen denkbar, in denen dich ein Notgroschen absichern wird:

  • Plötzliche Arbeitslosigkeit durch Insolvenz oder Kündigung
  • Berufswechsel und Finanzierung der Überbrückungsphase
  • Unfall und plötzliche Arbeitsunfähigkeit
  • Schwache Auftragslage bei Selbstständigen und Freelancern
  • Renovierung von Auto oder Wohnung

Notgroschen: Wie hoch sollten deine Rücklagen sein?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Deine Rücklagen sollten so hoch sein, dass du deine monatlichen Lebenshaltungskosten für 3-6 Monate mit deinem Notgroschen decken kannst.

Die ausführliche Antwort: Die passende Höhe für deinen Notgroschen ist abhängig von deinen individuellen Lebensumständen. Je höher deine Fixkosten (Miete, Versicherungen etc.), desto höher sollte auch dein Notgroschen sein. 

Wir empfehlen einen Notgroschen, der dem sechsfachen deiner monatlichen Lebenshaltungskosten (Lebensmittelkosten, Versicherungen, Miete etc.) entspricht. 

Solltest du plötzlich deinen Job verlieren, hast du ein halbes Jahr Zeit, um unabhängig von Arbeitslosenbezügen deinen Unterhalt zu finanzieren. Mit dieser Absicherung vermeidest du finanziellen Stress. Finde also heraus, wie viel Geld du zum Leben brauchst.

In der nachfolgenden Tabelle zeigen wir auf, wie hoch dein Notgroschen in Abhängigkeit von deinen Kosten sein sollte.

Monatliche Kosten Notgroschen
1.000 Euro 6.000 Euro
1.500 Euro 9.000 Euro
2.000 Euro 12.000 Euro
3.000 Euro 18.000 Euro
Je höher dein Notgroschen, desto mehr Puffer hat du in schwierigen Phasen.

Bei der Planung finanzieller Reserven müssen Familien oft größere Summen zurücklegen, da sie für mehrere Personen vorsorgen müssen. In der Regel ist es ratsam, etwa das Äquivalent von sechs Monatsgehältern zu sparen. 

Im Gegensatz dazu könnten Einzelpersonen, die weniger ausgeben, möglicherweise mit einem Polster von zwei bis drei Monatsgehältern auskommen. Verschiedene Lebensumstände beeinflussen ebenfalls, wie viel man sparen sollte. Beispielsweise erfordert der Besitz eines Eigenheims eventuell höhere Rücklagen für unerwartete Reparaturen im Vergleich zu Mietwohnungen. 

Ebenso sollten Personen, die auf ein Auto für den Arbeitsweg angewiesen sind, eventuelle Fahrzeugkosten in ihre Sparziele einbeziehen, im Unterschied zu denen, die ihr Auto hauptsächlich in der Freizeit nutzen.

Notgroschen Rechner: So hoch sollten deine Rücklagen sein

Wenn du deine monatlichen Lebenshaltungskosten noch nicht kennst, kannst du diese mit unserer Excel Haushaltsbuch Vorlage berechnen. Sobald du weißt, wie viel Geld du jeden Monat zum Leben brauchst, kannst du diese Daten in den Notgroschen Rechner eintragen, den wir für dich entwickelt haben.

Trage im ersten Feld deine Lebenshaltungskosten ein und wähle im zweiten Schritt die Anzahl der Monate, für die du einen Notgroschen aufbauen möchtest. Der Rechner zeigt dir anschließend an, wie hoch dein Notgroschen sein sollte.

Statistik: Wie viele Rücklagen haben die Deutschen?

Deutsche verfügen über wenig Rücklagen. Knapp 40 Prozent der Deutschen haben weniger als 1.000 Euro als Notgroschen aufgebaut. Bei 20 Prozent sind die Rücklagen für unvorhersehbare Ausgaben sogar kleiner als 500 Euro. 

Besorgniserregend ist, dass knapp 9 Prozent der Bundesbürger in einer TeamBank-Studie angaben, über gar keine Rücklagen zu verfügen.

Eine andere Studie von Splendid Research fand 2018 heraus, dass 34 Prozent der Deutschen keine 500 Euro im Notfall bezahlen können, ohne dafür einen Kredit aufzunehmen. Im Geschlechtervergleich stehen Frauen schlechter da als Männer. Während “nur” 31 Prozent der Männer keine 500 Euro zahlen könnten, liegt der Anteil der Frauen bei 36 Prozent.

Das Statistische Bundesamt fand Anfang 2022 heraus, dass 31,9 Prozent der Bevölkerung in 2021 nicht in der Lage waren, spontan Ausgaben von 1.150 Euro oder mehr zu tätigen. Alleinerziehende sind davon am meisten betroffen.

Notgroschen aufbauen: 3 Tipps, wie du Rücklagen aufbauen kannst

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du den Aufbau von Notfallrücklagen beschleunigen kannst. Wir haben die effektivsten Maßnahmen nachfolgend für dich zusammengefasst.

Ausgaben reduzieren und Sparquote erhöhen

Rücklagen baust du am einfachsten auf, indem du deine Sparquote erhöhst. Steht dir am Ende des Monats mehr Geld zur freien Verfügung, kannst du mehr Geld zur Seite legen, um dein Rücklagenkonto zu füllen. 

Erstelle dafür ein Haushaltsbuch oder nutze einen Finanzmanager wie Finanzguru, um Sparpotenziale zu identifizieren. Oft kannst du durch die Kündigung oder z.B. den Wechsel einer Versicherung viel Geld sparen. 

Wir empfehlen dir, am Monatsanfang einen Dauerauftrag einzurichten – damit stellst du sicher, dass dir auch immer genug Geld zum Sparen zur Verfügung steht. Baue dir dafür ein funktionierendes Mehrkontenmodell auf.

Einkommen erhöhen durch Nebenverdienst oder Jobwechsel

Deine Kosten zu senken ist nicht der einzige Weg, um mehr Rücklagen aufzubauen. Um deinen monatlichen Überschuss zu steigern, kannst du auch (einfach) dein Einkommen erhöhen. Steht schon länger eine Gehaltserhöhung an, so kannst du diese bei deinem Chef durchsetzen. 

Alternativ kannst du auch einen Jobwechsel in Betracht ziehen, wenn du bei einem anderen Unternehmen in deiner Branche mehr verdienst. Schließlich besteht immer die Möglichkeit, einen Nebenjob anzunehmen oder ein Side-Business aufzubauen, falls du nach deinem eigentlichen Job noch Zeit hast.

Mehrkontenmodell einrichten und Sparen automatisieren

Indem du deine Ausgaben senkst und deine Einnahmen steigerst, erhöhst du dein monatliches Sparpotenzial. Im nächsten Schritt, kannst du ein Mehrkontenmodell einrichten. Das bedeutet, dass du deine Rücklagen nicht auf deinem Girokonto parkst, von dem aus auch deine Lebenshaltungskosten bezahlt werden, sondern auf einem getrennten Konto. 

Richte einen Dauerauftrag bei deiner Bank ein und überweise jeden Monat einen fixen Betrag auf das Rücklagenkonto. Dadurch automatisiert du den Sparprozess. Durch die Trennung der Konten sorgst du außerdem dafür, dass du nicht “aus Versehen” deine Rücklagen für Konsum nutzt. 

Setzt dir ein Sparziel und versuche mindestens 50 Prozent deines monatlichen Überschusses für den Aufbau deiner Rücklagen zu nutzen. Sobald du dein Sparziel erreicht hast, kannst du den Überschuss in andere Sparziele investieren.

Fehler beim Aufbau von Rücklagen

Uns sind in den vergangenen Jahren viele Fehler aufgefallen, die Menschen beim Aufbau ihrer Rücklagen begehen. Wir haben die häufigsten Fehler für dich zusammengefasst und zeigen dir, wie du beim Aufbau deines Notgroschens vorgehen solltest.

Notwendigkeit von Notgroschen wird unterschätzt

Viele Menschen unterschätzen die Relevanz eines Notgroschens. Ohne Notgroschen riskierst du, dass du in eine finanzielle Notlage rutschst. Erleidet dein Auto plötzlich einen Totalschaden, der von deinem Versicherungsschutz nicht gedeckt ist, musst du im Zweifel einen teuren Kredit zur Finanzierung der Reparatur oder eines neuen Wagens aufnehmen. 

Außerdem verschaffen dir ausreichend Rücklagen mentalen Freiraum in Zeiten, in denen du beispielsweise deinen Job wechseln oder eine kleine Auszeit nehmen möchtest.

Es wird das gespart, was am Ende des Monats übrig bleibt

Wenn du nur das sparst, was am Ende des Monats übrig bleibt, riskierst du, dass du nichts sparst. Liegt das Geld auf dem Girokonto, dann kannst du jederzeit darüber verfügen. 

Trennst du das Geld von deinem Girokonto und überweist es zum Start des neuen Monats z.B. auf ein Sparbuch bei einer anderen Bank, dann sorgt das für eine klare Trennung und eine größere Verbindlichkeit. Wer erst am Ende des Monats spart, findet häufiger eine Ausrede dafür, das Sparen auf den nächsten Monat zu verschieben.

Notgroschen anlegen, aber nicht in Aktien

Dein Notgroschen hat am Aktienmarkt nichts verloren. Der Notgroschen dient gerade dazu, spontane Ausgaben zu decken. Investierst du deine Rücklagen am Aktienmarkt, dann können diese gerade in turbulenten Phasen (kurzfristig) massiv an Wert verlieren. 

Der Wertverlust kann so stark ausgeprägt sein, dass du im Zweifel hohe Verluste hinnehmen musst, um deinen Finanzbedarf zu decken. Im schlimmsten Fall musst du zusätzlich noch einen Kredit aufnehmen. 

Geld, das du für kurzfristige Sparziele aufheben möchtest, packst du im Idealfall auf ein Sparbuch, Tagesgeld- oder Girokonto.

Tipp der Redaktion: Priorisiere deinen Notgroschen

Es ist wichtig, zuerst einen finanziellen Puffer zu schaffen, bevor man in Anlageformen wie Wertpapiere, Rohstoffe oder Kryptowährungen investiert. 

Falls du bereits in langfristige Anlagen investiert hast, ohne eine Reserve zu haben, solltest du erwägen, bei einer günstigen Gelegenheit Teile davon auf ein Notfallkonto umzuschichten. 

Dies ermöglicht dir, Gewinne zu sichern und verhindert den Zwang zum Verkauf bei niedrigen Kursen in finanziellen Notlagen.

FAQ - Notgroschen aufbauen

Der Notgroschen sind Rücklagen für eventuelle Reparaturen, Arbeitslosigkeit oder andere finanzielle Einbußen. Ein guter Notgroschen sollte deine Lebenshaltungskosten für ein halbes Jahr decken.

Das ist abhängig von deinem Lifestyle und deinen Möglichkeiten, deinen Konsum einzuschränken. Wir empfehlen dir, eine Übersicht über deine Lebenshaltungskosten mit einem Haushaltsbuch zu erstellen. Die Summe deiner monatlichen Kosten multiplizierst du mit sechs.

Die Verbraucherzentrale rät zu 2-3 Monatsgehältern als Notgroschen. Wir empfehlen dir jedoch, deinen Notgroschen auf Basis deiner realen Lebenshaltungskosten zu bestimmen. Du solltest deine Kosten im Idealfall ein halbes Jahr decken können.

Über den Autor
Carlos

Co-Founder von Finantio

Carlos arbeitete nach seinem Wirtschaftsstudium in Frankfurt in der Strategieberatung und bei verschiedenen Fintechs im Marketing & als Produktmanager. Dort sammelte er Erfahrung in der Finanzwelt, die er heute bei Finantio teilt.

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