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Mehrkontenmodell: So organisierst du deine Finanzen
Wusstest du, dass knapp ein Drittel aller Deutschen unter finanziellem Stress leiden? Das geht regelmäßig aus Umfragen (z.B. BlackRock Global Investor Pulse) hervor und ist ein besorgniserregender Zustand – insbesondere, weil es so einfache Lösungen gibt, um deine Finanzen zu organisieren.
Eine Lösung ist das Mehrkontenmodell.
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Das Mehrkontenmodell ist ein effizientes Mittel, um deine Finanzen unter Kontrolle zu bringen. Durch eine smarte Kontenstruktur optimierst du dein Spar- und allgemeines Finanzverhalten. Neben der Umschlagmethode gehört das Mehrkontenmodell zu den beliebtesten Strategien, um deine Finanzen zu organisieren.
Wie genau es funktioniert, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist das Mehrkontenmodell?
Das Mehrkontenmodell ist ein System, in dem du deine Finanzen über mehrere Konten hinweg organisierst. Ziel des Mehrkontenmodells ist es, dein Sparverhalten zu verbessern und Struktur in deine Finanzplanung zu bringen.
Wir alle kennen folgende Situation: Du hast ein Girokonto, auf das am Ende des Monats dein Nettogehalt landet. Vom Konto werden im Laufe des Monats fixe und variable Kosten für deine Miete, Lebensmittel, Versicherungen und weitere Kosten abgebucht.
Die Differenz deiner Einnahmen und Ausgaben ist dein Überschuss. Verbleibt dieser auf deinem Girokonto, gehst du das Risiko ein, dass du ihn eventuell ausgibst.
Ziel einer gesunden Finanzplanung ist es jedoch, regelmäßig zu sparen. Das kann bedeuten, dass du dir einen Notgroschen aufbaust oder aber dein Nettovermögen für deine Altersvorsorge aufbaust. Mit einem Mehrkontenmodell automatisierst du diesen Sparprozess.
50-30-20-Regel als Beispiel für Mehrkontenmodell
Die 50-30-20 Regel ist das bekannteste Mehrkontenmodell. Du benötigst drei Konten für die Umsetzung. Ein Girokonto, auf das dein Einkommen aus dem Job fließt, ein Sparkonto für den Aufbau deines Notgroschens und ein Vermögenskonto, um deine Rentenlücke mit einer Geldanlage am Aktienmarkt zu schließen.
Von deinem Girokonto (Konto 1) aus richtest du Daueraufträge ein, um zum Start des Monats automatisch dein Geld auf die zwei anderen Konten zu verteilen. Durch die Daueraufträge sparst du Zeit und baust langfristig eine gesunde Sparroutine auf.
Theoretisch kannst du unbegrenzt viele Sparkonten für all deine Ziele eröffnen. Aus unserer Sicht reichen drei Konten zum Start aus.
Beispiel: Wie funktioniert das Mehrkontenmodell?
Das Prinzip klingt zunächst einmal sehr theoretisch – ist es aber nicht. Wir haben zur Verdeutlichung ein Beispiel entwickelt, anhand dessen du das Modell schnell verinnerlichen wirst.
Folgende Tabelle zeigt, wie hoch der monatliche Überschuss eines fiktiven Paares ist:
Faktor | Paar |
---|---|
Gesamteinkommen | 3.800 EUR |
Kosten | 2.900 EUR |
Überschuss | 900 EUR |
Dauerauftrag | 750 EUR |
Sparquote | 19,73 Prozent |
Den gesamten Einnahmen von 3.800 Euro stehen monatliche Ausgaben (fixe und variable Kosten) von durchschnittlich 2.900 Euro gegenüber. Das entspricht einem monatlichen Sparpotenzial von 900 Euro. Davon belässt das Paar jeden Monat weitere 150 Euro auf dem Girokonto, um ein finanzielles Puffer aufzubauen, sollten unerwartet höhere Ausgaben (z.B. für Benzin, Lebensmittelkosten oder Hobbies) anfallen.
Das Paar hat nicht nur ein Girokonto, sondern zusätzlich ein Tagesgeldkonto eröffnet. Vom Girokonto aus wird jetzt ein Dauerauftrag über 750 Euro eingerichtet, der zum Start jeden Monats ausgeführt wird. Auf diesem Tagesgeldkonto baut sich das Paar einen Notgroschen auf, mit dem sie sechs Monate lang ihre Lebenshaltungskosten decken möchten (also 17.400 Euro).
Sobald dieser Kontostand erreicht ist, kann das Paar die Sparrate zum Aufbau ihrer privaten Altersvorsorge auf ein Depot umleiten und dort in ETFs oder Aktien investieren.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Wird das Geld direkt zum Monatsbeginn zur Seite gelegt, ist es mental vom verfügbaren Monatsbudget getrennt. Das sorgt dafür, dass Menschen konsequenter sparen und eine nachhaltige Routine aufbauen.
Vor- und Nachteile von mehreren Konten
Das Mehrkontenmodell ist gerade in den USA durch den Einfluss von Dave Ramsey sehr beliebt. Lass uns kurz einen Blick auf die Vor- und Nachteile des Mehrkontenmodells werfen.
Automatisierung von Sparverhalten verbessert Vermögensaufbau
Wie oben bereits angerissen, erleichtert ein Mehrkontenmodell den regelmäßigen Vermögensaufbau. Dadurch, dass du per Dauerauftrag regelmäßig dein Rücklagenkonto oder dein Depot aufbaust, setzt mit der Zeit ein Gewöhnungseffekt ein. Du gewöhnst dich an das Sparen, dein Budget und baust eine Routine auf.
Viele Menschen optimieren ihre Finanzen nicht. Wir empfehlen dir vor dem Aufbau eines Mehrkontenmodells ein Haushaltsbuch zu führen. Prüfe sämtliche Kosten, die du hast auf Notwendigkeit.
Oft verbergen sich in Energieverträgen, Abos und Versicherungen massive Sparpotenziale. Dein Einkommen kannst du über Gehaltserhöhungen oder einen Jobwechsel (freiwillig) steigern. Im letzten Schritt berechnest du deinen Überschuss und überweist einen Teil davon jeden Monat auf dein Sparkonto.
Auf diese Art und Weise weißt du immer, dass du genug Geld zur Seite legst und kannst dir mit dem Geld auf deinem Girokonto auch mal was gönnen.
Bei zu vielen Konten verlierst du schnell den Überblick
Am Anfang empfehlen wir dir ein Mehrkontenmodell mit zwei Konten. Das erste Konto ist dein Girokonto, mit dem du deine monatlichen Ausgaben deckst. Das zweite Konto ist dein Sparkonto oder das Verrechnungskonto bei deiner Depotbank.
Auf das Konto wird jeden Monat eine fixe Sparrate überwiesen. Steigt dein monatlicher Überschuss durch eine Gehaltserhöhung, kannst du diese jederzeit anpassen.
Viele Menschen übertreiben den Ansatz und haben für jedes Sparziel ein eigenes Konto. Ab 4-5 Konten wird es aus unserer Sicht jedoch immer schwieriger, die Kontrolle über deine Finanzen zu behalten. Das ist gerade dann der Fall, wenn die zusätzlichen Konten bei anderen Banken eröffnet werden. Möchtest du trotzdem viele Konten haben, empfehlen wir dir die App von Finanzguru oder Outbank, mit der du deine gesamten Konten aggregieren kannst.
Viele Banken bieten mittlerweile jedoch Unterkonten an (z.B. N26, Vivid Money etc.) – das ist dann wiederum kein Problem.
Diese Banken sind ideal für das Mehrkontenmodell
Wie bereits erwähnt, bieten manche Banken interessante Spar-Features an, mit denen du ein Mehrkontenmodell ohne Probleme aufbauen kannst. Achte darauf, dass du die Kosten der jeweiligen Kontomodelle im Blick behältst. Viele Banken verlangen für ihre Unterkonten einen Aufpreis.
N26 Spaces, Revolut, C24 & Vivid Money Pockets
Bei diesen Neobanken kannst du in wenigen Klicks kostenlose Unterkonten erstellen, die du zum Besparen von Sparzielen nutzen kannst. Einige Banken bieten sogar Unterkonten mit einer individuellen IBAN.
Diese Funktion ist praktisch, da du pro Unterkonto sogar fixe Sparziele (Urlaub, Laptop etc.) und monatliche Einzahlungen definieren kannst. Es gibt jedoch eine entscheidende Schwäche: Der Nachteil an den Unterkonten ist, dass du das Geld in wenigen Sekunden auf dein Girokonto schieben kannst.
Die Trennung ist zu weich, um ein konsequentes Sparverhalten zu gewährleisten.
Darum empfehlen wir dir, das Geld auf mehrere Banken zu verteilen
Dein Sparkonto für Rücklagen oder deine Altersvorsorge solltest du im Idealfall bei einer anderen Bank einrichten. Damit sorgst du für eine klare Trennung zwischen monatlichem Konsum und Sparen.
Wir empfehlen dir, das Geld für Rücklagen auf einem Sparbuch oder Tagesgeldkonto zu parken – auch wenn du kaum Zinsen bei deiner Hausbank erhältst. Rücklagen baust du auf, um (potenzielle) kurzfristige Ausgaben zu decken. Sie dienen nicht dem Inflationsschutz.
Das Geld, das du für deinen Vermögensaufbau nutzt, kannst du auf deinem Verrechnungskonto parken. Von dort aus investierst du es in ETF-Sparpläne, Aktien oder andere Anlageklassen.
Exkurs: Mehrkontenmodell, wenn du Schulden hast
Hast du noch einen Studienkredit oder andere Schulden offen, kommt es beim Aufbau deines Mehrkontenmodells darauf an, ob du bereits Rücklagen aufgebaut hast oder nicht.
Verfügst du bereits über einen ausreichend hohen Notgroschen, dann solltest du deine Sparrate investieren und Vermögen aufbauen. Die Renditen am Kapitalmarkt liegen meistens über den Zinskosten eines Kredits. Ist das nicht der Fall, solltest du die Tilgung deines Kredits priorisieren. Das ist oft dann der Fall, wenn du bereits im Zahlungsverzug bist und Verzugszinsen zahlen musst.
Hast du noch keinen Notgroschen, dann solltest du deinen monatlichen Überschuss zum Aufbau von Rücklagen nutzen. Sind die Zinskosten sehr hoch, dann kannst du einen größeren Teil deines Überschusses zur Tilgung verwenden.
In der Tabelle haben wir zusammengefasst, wie du dich am besten verhältst.
Fall A | Fall B | Fall C | Fall D | |
---|---|---|---|---|
Schulden | Ja | Ja | 578 EUR | 650 EUR |
Rücklagen | Ja | Nein | Ja | Nein |
Was tun? | Sparen | 50% Schulden / 50% Sparen (abhängig vom Zinssatz) | Sparen | Rücklagen aufbauen |
Wie viele Konten sind optimal?
Wir empfehlen nicht mehr als drei Konten. Das erste Konto ist dein Girokonto – von hier aus finanzierst du deine fixen und variablen Kosten. Auf deinem zweiten Konto befinden sich deine Rücklagen.
Es ist ratsam, einen Notgroschen aufzubauen, mit dem du ein halbes Jahr lang deine Lebenshaltungskosten decken kannst. Das dritte Konto ist dein Depot. Hier baust du Vermögen für deine private Altersvorsorge auf.
Am Ende des Tages gibt es auch hier keine richtigen oder falschen Entscheidungen, sondern nur Empfehlungen. Manche Menschen arbeiten lieber mit drei Konten, andere wiederum organisieren ihre Finanzen mit sieben Konten. Triff die Entscheidung, mit der du dich am wohlsten fühlst.
Achte darauf, dass du bei der Wahl deines Kontos auf die Kontoführungsgebühren achtest.
Fazit: Mehrkontenmodell ist sinnvoll, wenn man es richtig umsetzt
Mehrkontenmodelle sind ideal, um deine Finanzen zu organisieren. Du automatisierst dein Sparverhalten und baust gesunde Routinen auf. Finanzieller Stress entsteht selten dadurch, dass Menschen nicht genug Einkommen zur Verfügung haben, sondern dadurch, dass sie ihre Finanzen nicht organisieren.
Nutze unsere Haushaltsbuch Vorlage, um deine monatlichen Kosten zu prüfen und versuche das Maximum an Sparpotenzial zu realisieren, ohne deinen Lifestyle zu verschlechtern (z.B. durch Verzicht auf Bio-Produkte).
Die Trennung von Konsum- und Sparkonto sorgt dafür, dass du deine Finanzen immer unter Kontrolle behältst.
FAQ
Was ist ein Mehrkontenmodell?
Mit dem Mehrkontenmodell verteilst du dein Geld auf verschiedene Konten. Dein Girokonto enthält das Geld, das du brauchst, um deinen monatlichen Lebensunterhalt zu finanzieren. Dein Sparkonto enthält wiederum Rücklagen für Notfälle. Wer möchte, kann das Kontenmodell beliebig auf weitere Konten erweitern.
Was ist das 3-Kontenmodell
Das 3-Kontenmodell ist ein Mehrkontenmodell mit drei Konten – einem Konsumkonto, einem Sparkonto und einem Depot.
Was ist das 5-Kontenmodell
Das 5-Kontenmodell erweitert das 3-Kontenmodell um zwei weitere Sparziele. Diese kannst du beliebig auswählen. Viele Menschen unterteilen z.B. ihr Konsumkonto in zwei Konten, um fixe und variable Kosten zu trennen. Andere wiederum haben ein getrenntes Konto, um für Reisen zu sparen.
Welche Konten sollte man haben?
Wir empfehlen zum Start zwei Konten – dein Konsumkonto und ein Sparkonto. Solltest du in Zukunft weitere Konten benötigen, kannst du das Modell beliebig erweitern.
Wie viele Konten als Paar?
Jedes Paar kann z.B. ein Gemeinschaftskonto und jeweils ein eigenes Konto haben. Zusätzlich kann jeder Partner noch ein eigenes Sparkonto oder Depot haben. Es ist gerade für die Beziehung wichtig, dass Paare ihre Finanzen nicht komplett “fusionieren”.
Sollte man sein Geld auf mehrere Banken verteilen?
Es kommt darauf an: Bei niedrigen Beträgen ist das nicht notwendig. Deine Einlagen sind bis zu 100.000 Euro von der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt. Hast du beispielsweise 500.000 Euro auf der hohen Kante, dann solltest du das Geld auf mehrere Kreditinstitute verteilen. Auch hier gilt: Weniger ist mehr. Das Geld ist – gerade in Deutschland – sicher.
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